Neue Wege am Bezirkskrankenhaus Bayreuth: das BKH geht mit VR-Brillen gegen Suchterkrankungen vor. Suchtpatienten können sich in realitätsnahen Szenen den Herausforderungen stellen, die nach dem Klinikalltag auf sie warten. Zum Beispiel der Einkauf im Supermarkt und der Gang durch die Getränkeabteilung. Wer nicht suchtkrank ist, kann achtlos an Regalen mit Wein oder Bier vorbeigehen. Für einen alkoholabhängigen Menschen ist der Besuch im Supermarkt aber eine Herausforderung. Jetzt können sich Suchtkranke einem Realitätstest unterziehen, ohne dass es zu einer reellen Gefahr wird.
Was hier passiert ist nicht echt. Doch Bild und Ton lassen die Realität verschwinden, das Gehirn spielt dem Körper einen Streich, alles fühlt sich echt an. Psychologe Nebojsa Dokmanovic demonstriert dieses Erleben. Er taucht ein in einen düsteren Hinterhof, das Drogenbesteck liegt bereit, Dokmanovic greift zu, setzt sich einen Schuss. Der Psychologe bekommt Gänsehaut, für ihn fühlt es sich tatsächlich so an, als würde er eine Nadel auf dem Arm spüren.
Die VR-Brillen werden in Gruppentherapien eingesetzt. So profitiert nicht nur der Patient, der die Brille aufsetzt, sondern alle anderen auch. Das alles geschieht mit therapeutischer Begleitung. Die Patienten können hier tatsächlich erleben, wie sie reagieren, wenn sie wieder Zugang zu Alkohol und Drogen haben und in der Therapie werden Strategien erarbeitet, wie sie zurück im Alltag damit umgehen können.
Die Idee, VR-Brillen in der Suchttherapie einzusetzen, hatte Markus Salinger, Leitender Oberarzt der klinischen Suchtmedizin am Bezirkskrankenhaus Bayreuth, als er vor ein paar Jahren den Einsatz dieser Technologie für Entspannungsmethoden in einem Altenheim kennen lernte.
tb