Am 1. September startet das neue Ausbildungsjahr – doch in Oberfranken bleiben weiterhin viele Plätze leer. Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer Oberfranken Bayreuth (IHK) sind aktuell noch über 3.000 Ausbildungsstellen unbesetzt. Besonders betroffen sind das Baugewerbe, die Gastronomie und die Logistikbranche – hier sind jeweils mehr als 40 Prozent der Plätze vakant.
Was bedeutet das für die Unternehmen in der Region? Torsten Schmidt von der IHK erklärt gegenüber Radio Bamberg:
„Sicherlich gibt es einen Verlust beim Know-how. Auch die betriebliche Leistungsfähigkeit kann stark eingeschränkt werden, zum Beispiel in einem gastronomischen Betrieb. Wenn nicht genügend Fachkräfte vorhanden sind, ist es nicht möglich, die Öffnungszeiten auf sechs Tage ausgedehnt zu lassen.“
Hinzu kommt: Viele Betriebe sehen bei den Bewerbern Schwächen – etwa bei Disziplin und Belastbarkeit. Teamfähigkeit und IT-Kenntnisse seien dagegen meist kein Problem. Wer könnte Abhilfe schaffen? Schmidt meint:
„Sicherlich vor allem die Eltern, aber auch mit Abstrichen die Schulen. Aktuell sieht es auch so aus, dass Betriebe Azubis mit diesen Schwächen einstellen, obwohl der Aufwand für die Betriebe dadurch höher ist.“
Zudem entscheiden sich immer mehr Jugendliche nach dem Schulabschluss für einen direkten Jobeinstieg – ohne Ausbildung oder Studium. Das sei zwar kurzfristig wegen vermeintlich hoher Gehälter attraktiv, habe aber langfristig Nachteile, so Schmidt:
„Mittelfristig ist der Verdienst mit Ausbildung, Ausbildung und Weiterbildung oder Studium bedeutend höher. Auch die Arbeitsplatzsicherheit und die Aufstiegsmöglichkeiten sind klar besser. Mein Rat: Eine Ausbildung machen!“
Im Raum Bamberg-Forchheim wurden bis Ende Juli rund 660 Ausbildungsverhältnisse eingetragen. Peter Belina, Pressesprecher der IHK, erklärt:
„Das bedeutet für den Raum Forchheim ein Plus von sieben Prozent – und damit das einzige Plus in ganz Oberfranken. Für Bamberg dagegen ein Minus von 17 Prozent. In den letzten Jahren gab es hier eigentlich regelmäßig ein Plus.“
Gründe für die schwache Entwicklung in Bamberg sind laut IHK unter anderem die Krise in der Automobilindustrie sowie Probleme im Einzelhandel und in der Gastronomie, Auszubildende zu gewinnen. Besser sieht es dagegen im Mediensektor, in der Software- und Informatikbranche sowie in der Fahrzeugtechnik aus – hier übersteigt die Nachfrage sogar das Angebot.
Wer noch keinen Ausbildungsplatz hat, sollte sich beeilen: Viele Betriebe in Oberfranken nehmen auch kurz vor dem offiziellen Start am 1. September und danach noch Bewerbungen an.